Jüdische Gemeinde Hüttenheim

1933 zählte die jüdische Gemeinde in Hüttenheim 23 Personen. Ihre Wurzeln reichen bis ans Ende des 15. Jahrhunderts zurück, als sich vereinzelt Juden im Ort niederließen. Ab 1620 lebten vier jüdische Haushalte unter dem Schutz der Grafen von Schwarzenberg in Hüttenheim. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde auf 89 Personen an. 1747 wohnten 25 Schutzjudenfamilien im Ort. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte die Gemeinde mit 120 Mitgliedern ihre maximale Größe. Im Jahr 1910 waren es nur noch 37 Personen.

Systematische Entrechtung, wirtschaftliche Boykotte und der wachsende Verfolgungsdruck veranlassten schon zwischen 1933 und 1937 15 Mitglieder der jüdischen Gemeinde, Hüttenheim zu verlassen. Bis auf eine Frau, die später aus Frankreich deportiert und ermordet wurde, und eine weitere, die in Mainstockheim bei Verwandten unterkam und dann ebenfalls abtransportiert wurde, konnten sie sich wohl ins Ausland retten. Ihre Namen kennen wir jedoch bis auf eine Ausnahme nicht. Einer vierköpfigen Familie, die erst nach 1933 aus Ingolstadt zugezogen war, gelang 1939 die Flucht in die USA.

Während der Novemberpogrome wurde das Innere der Hüttenheimer Synagoge zerstört sowie die Wohnungen von Jüdinnen und Juden im Ort verwüstet. 1938/39 sowie 1942 zogen ein Ehepaar und drei Frauen nach Würzburg. Von dort wurden sie im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert – ebenso wie drei weitere Frauen, die bereits im März von Kitzingen aus nach Izbica im besetzten Polen abtransportiert worden waren. Eine jüdische Bewohnerin von Hüttenheim wurde Opfer der Krankenmorde und ein Mann starb nach zweijähriger Haft in mehreren Konzentrationslagern. Hüttenheim hat somit zwölf Opfer der Shoa zu beklagen, darunter zwei Männer und sechs alleinstehende Frauen.

Hüttenheim beteiligt sich mit zwei Koffern am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Der zweite Koffer befindet sich in Würzburg und bildet mit den Gepäckstücken anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zum “DenkOrt” und zu den Deportationen.  

Angaben zum Standort des DenkOrts in Hüttenheim folgen zu gegebener Zeit.

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Hüttenheim
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoa-Opfer, die 1933 in Hüttenheim gelebt hatten

Jakob Freudenthal (1871 – 1944)
Therese Freudenthal, geb. Schmid (1885 – 1944)
Berta Friedmann (1876 – 1940)
Helene Haas, geb. Schott (1860 – 1942)
Otto Hahn (1883 – 1941)
Rosa Hahn (1884 – 1942)
Regina Kahn (1863 – 1943)
Jette Liebenstein, geb. Kahn (1884 – 1942)
Katharina Liebenstein (1888 – 1942)
Sofie Liebenstein (1873 – 1942)
Betty Mann, geb. Wolfrom (1886 – 1942)
Martha Wolfrom (1874 – 1944)