Jüdische Gemeinde Heidingsfeld, heute ein Stadtteil von Würzburg
Mehr als 80 jüdische Bürgerinnen und Bürger lebten 1933 im Städtchen Heidingsfeld, das 1930 nach Würzburg eingemeindet worden war. Die jüdische Gemeinde blieb jedoch erst einmal eigenständig. Schon um 1300 sind die ersten Juden im Ort nachzuweisen. Sie gehörten zur jüdischen Gemeinde in Würzburg. Im 15. Jahrhundert gründeten die jüdischen Bewohner eine eigene Kultusgemeinde, der 17 Familien angehörten. Da seit 1642 endgültig keine Juden mehr in Würzburg wohnen durften, gewann Heidingsfeld an Anziehungskraft. Hier entstanden die größte Gemeinde und das jüdische Zentrum der Region mit dem Sitz des Landesrabbiners. Mitte des 18. Jahrhunderts zählte man etwa 45 Familien – zum Missfallen der Bürgerschaft – und um 1780 wurde eine große Barock-Synagoge erbaut.
Als seit 1803 wohlhabende Juden wieder in Würzburg wohnen durften, zogen zehn Familien in den folgenden Jahren um. Zu ihnen gehörte auch der Oberrabbiner. Und trotzdem wuchs die Jüdische Gemeinde Heidingsfeld durch weiteren Zuzug bis auf mehr als 500 Mitglieder im Jahr 1823 an.
Seit den 1840er Jahren schrumpfte sie dann jedoch deutlich und schloss sich 1937 schließlich der Gemeinde in Würzburg an. Nur noch 42 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner lebten zu diesem Zeitpunkt in dem Würzburger Stadtteil. Denn etwa die Hälfte der Gemeinde hatte seit 1933 den Ort verlassen. Im November 1938 waren noch 25 Personen übrig. Statistisch sind sie unter den Würzburger Jüdinnen und Juden nicht mehr auszumachen. Die Synagoge – längst zu groß für die geschrumpfte Gemeinde – wurde im Novemberpogrom niedergebrannt. 27 von den jüdischen Einwohnern, die im Frühjahr 1937 noch in Heidingsfeld gewohnt hatten, konnten emigrieren, die meisten in die USA.
Neun jüdische Heidingsfelder wurden hingegen vom NS-Staat aus Unterfranken deportiert und ermordet, mindestens eine weitere Frau ereilte dieses Schicksal in Frankfurt a.M. und eine in den Niederlanden. Ein Mann fiel den Krankenmorden zum Opfer. Der Würzburger Stadtteil Heidingsfeld hat damit mindestens zwölf Opfer der Shoa zu beklagen.
Der Koffer in Heidingsfeld erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweiter Koffer steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Der Gedenk-Koffer für Heidingsfeld steht an der Gedenkstätte am Dürrenberg.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Heidingsfeld
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries
Shoa-Opfer, die 1933 in Heidingsfeld gelebt hatten
Mina Bergenthal, geb Schwarzenberger (1870 – 1944)
Regina Bergenthal, geb. Lehmann (1869 – 1943)
Jette Eppstein, geb. Hirnheimer (1865 – 1943)
Fanny Frank, geb. Fuchs (1890 – 1942)
Fränzi Frank (1921 – 1942)
Hanna Frank (1871 – 1942)
Max Frank (1908 – 1940)
Meier Frank (1892 – 1942)
Herta Mannheimer (1891 – 1943)
Beate Menko, geb. Stein (1874 – 1943)
David Menko (1866 – 1942)
Rosa Uhlfelder, geb. Dingfelder (1854 – 1943)