Jüdische Gemeinde Oberelsbach
1933 lebten in Oberelsbach bis zu 33 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Spätestens gegen Ende des 17. Jahrhunderts sind Juden dort zum ersten Mal nachweisbar, und zwar mit drei Familien. Mitte des 18. Jahrhunderts waren es fünf. Dies blieb für einige Jahrzehnte so, bevor zu Beginn des 19. Jahrhunderts die jüdische Bevölkerung des Ortes auf elf Familien mit mehr als 50 Personen (1817) anwuchs. Mit Schwankungen sollte es bei dieser Größe in etwa bleiben, bevor die Gemeinde nach 1910 anfing zu schrumpfen. Ein Ortsbrand im Jahr 1895 zerstörte alle Häuser der Juden und die Synagoge. Für den Neubau musste sich die Gemeinde stark verschulden.
Schon vor dem Novemberpogrom 1938 beschlagnahmte die NSDAP-Kreisbauernschaft die Synagoge als Getreidespeicher und vertrieb die jüdische Gemeinde ohne jede Rücksicht. Am Tag des Pogroms im November tobte sich der NS-Mob in den Häusern von sechs jüdischen Familien aus und schlug alles kurz und klein. Jeder, der konnte, versuchte nun ins Ausland zu fliehen – mit einigem Erfolg. Denn bis zu 21 Personen gelang es zu emigrieren, in die USA (15), nach Schweden (3), Palästina, Großbritannien und Südafrika (je 1). Innerhalb Deutschlands zogen bis zu sieben Menschen um, fünf verstarben – darunter zwei Männer, die noch keine 40 Jahre alt waren. Die letzten sechs jüdischen Bewohner:innen, die 1942 noch in Oberelsbach wohnten, wurden 1942 direkt von dort bzw. nach einem kurzen Zwangsaufenthalt in Würzburg deportiert.
Sechs jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Oberelsbach gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert, ein Mann aus Hannover. Niemand von ihnen überlebte. Oberelsbach hat also sieben Opfer der Shoa zu beklagen.
Ein Gepäckstück in Oberelsbach erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweites steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Informationen zum Standort des Gepäckstücks in Oberelsbach folgen zu gegebener Zeit.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© Recherche und Text: Rotraud Ries
Shoaopfer, die 1933 in Oberelsbach gelebt hatten
Rosalie Haas, geb. Oppenheimer (1867 – 1944)
Selma Haas (1893 – 1942)
Marianne Kahnlein, geb. Wildberg (1877 – 1942)
Moritz Kahnlein (1877 – 1942)
Siegfried Kahnlein (1912 – 1941/1942)
Betty Silbermann, geb. Schmidt (1883 – 1942)
Heinrich Silbermann (1866 – 1943)